DGS: ZDG kritisiert DGE-Ratschläge zu Fleisch- und Eierkonsum15-03-2024
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hatte ihre lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen überarbeitet. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ sollen in Deutschland weniger tierische Produkte verzehrt werden. Dafür hagelte es viel Kritik. Jetzt äußerte sich der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG).
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Die aktuell für Deutschland gültigen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (Food-Based Dietary Guidelines, FBDG) der DGE wurden im März 2024 veröffentlicht. Die DGE hatte ihre Verzehrs-Empfehlungen überarbeitet, um in einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltbelastung stärker zu berücksichtigen. Änderungen gab es u. a. bei den Verzehrs-Empfehlungen von tierischen Produkten. So wird Verbrauchern geraten, nur noch 300 Gramm Fleisch und ein Ei pro Woche zu essen. Geflügelfleisch und Eier bei Verbrauchern beliebtDer Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) kritisiert die Empfehlungen als „einseitig“ und „realitätsfern“. Die Empfehlung der Verzehrmenge von Fleisch entspreche nicht dem nationalen Verzehrtrend, erklärt Ripke. So sei der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch in den letzten 15 Jahren entgegen dem fallenden Fleischverzehr insgesamt um rund 12 Prozent gestiegen und liege aktuell bei 22 kg und rund 60 Gramm pro Tag. Bei Eiern verhalte es sich ähnlich: Hier stieg der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2023 nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft von 230 auf 236 Eier bzw. 14,5 kg. Geflügelprodukte sind wichtige ProteinquellenWie Ripke betont, sei „Geflügelfleisch zu Recht beliebt, weil es zahlreiche elementare Nährstoffe liefert und somit ein ernährungsphysiologisch äußerst wertvolles Lebensmittel ist“. Durch die drastische Reduktion von Geflügelfleisch und Eiern in den überarbeiteten Verzehrempfehlungen stelle sich die Frage, wie künftig eine ausreichend hohe Proteinversorgung und -qualität gewährleistet werden könne. „Der Gesundheitsaspekt darf nicht hinter umweltpolitischen Aspekten zurückbleiben und die DGE darf ihren Kernauftrag nicht vernachlässigen“, kritisiert der ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke. Geflügelfleischerzeugung hat gute KlimabilanzAuch aus Nachhaltigkeitsaspekten sei die Geflügelhaltung günstig zu bewerten, stellt Ripke fest. So weise insbesondere die Geflügelproduktion eine ausgesprochen günstige Klimabilanz auf. 94 % der Futtermittel, die in Deutschland verfüttert werden, würden auch in Deutschland erzeugt werden. Der Debatte um eine Zunahme der Nahrungskonkurrenz durch die Tierhaltung gab Ripke in diesem Zusammenhang eine klare Absage. Stattdessen macht er deutlich, dass eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung auf Tierhaltung angewiesen ist. Zahlreiche Neben- und Koppelprodukte, die auch in der pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion anfallen, werden als Tierfutter verwendet. Nachhaltigkeitsaspekte und Tierwohl bleiben außen vorEntgegen ihrem Anspruch, der Multidimensionalität des Themas gerecht zu werden, habe die DGE zudem nur wenige Facetten von Nachhaltigkeit in ihre Berechnungen einbezogen: Sie betrachte nach Einschätzung des ZDG die Emissionen und die Landnutzung bei der Produktion bestimmter (tierischer) Lebensmittel – der Frischwasserverbrauch beispielsweise bei der vegetarischen oder veganen Produktion werde dagegen ausgeklammert. Ebenso bleibe der Faktor „Tierwohl“ außen vor, „weil er sich schlecht für die Verwendung in quantitativen Modellen operationalisieren lasse“, kritisiert Ripke. Bei beiden Kriterien könne heimisches Geflügel nachweislich punkten: einerseits durch eine moderne, ressourcenschonende Produktion und kurze Transportwege – andererseits durch eine verantwortungsvolle Geflügelhaltung mit freiwilligen Tierwohl-Standards, die mit zu den höchsten weltweit zählten. |