DGS: Aviäre Influenza in Polen Brüsseler Notfallmaßnahmen erwartet16-04-2025
HPAI-Ausbrüche in Polen sind zuletzt drastisch angestiegen. Die weitere Ausbreitung will die EU-Kommission mit Restriktionen eindämmen. von AgEerschienen am 16.04.2025„Zeitnah“ ist aus Brüssel mit Notfallmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) in Polen zu rechnen. Wie eine Sprecherin der Europäischen Kommission am Montag (14.4.2025) angesichts der dort zuletzt deutlich angestiegenen Inzidenz darlegt, befindet man sich dazu in engem Austausch mit den polnischen Behörden. Relativ allgemein antwortete die Sprecherin auf die Frage von Journalisten, was genau unter Notfallmaßnahmen zu verstehen sei. Verschärfen der Präventions- und KontrollmaßnahmenIm Einzelnen verwies sie unter anderem auf ein Verschärfen der Präventions- und Kontrollmaßnahmen. Dies schließt laut Kommission den Transport und den Handel mit Geflügel und daraus hergestellten Produkten ein. Aktuell sei man dabei, weiter am Zuschnitt von möglichen Sperrzonen zu arbeiten. Dem Vernehmen nach geht es vor allem um die Woiwodschaft Großpolen rund um die Stadt Posen. Dort soll laut dem polnischen Landwirtschaftsministerium die Zahl der Ausbrüche seit Jahresbeginn 2025 bei mindestens 37 liegen. Die Rede ist auch von der Woiwodschaft Masowien mit seit dem 1. Januar 2025 28 offiziell registrierten Ausbrüchen. In diesem Gebiet befindet sich die Landeshauptstadt Warschau. Im selben Zeitraum gab es laut den polnischen Zahlen im gesamten Land 78 registrierte Ausbrüche. Zum Vergleich: Die Ausbruchszahlen lagen demnach in Ungarn seit Jahresbeginn bei 72, mit weitem Abstand gefolgt von Deutschland und Bulgarien mit neun und sechs. Der Kommissionssprecherin zufolge soll ein offizieller Vorschlag kurzfristig vorgelegt werden. Ein Scheitern wäre nur denkbar, wenn eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten gegen die Handlungsvorgaben aus Brüssel stimmen würde. Beobachter halten dies für unwahrscheinlich. Polen erwartet keine EngpässeDerweil nennt das polnische Agrarministerium weitere Details zu möglichen von der EU-Kommission zu ergreifende Maßnahmen. Darunter könnte ein vorübergehendes Verbot der Neueinstallung von Geflügel auf tierhaltenden Betrieben innerhalb der Sperrzonen fallen. Die Dauer der potenziellen Beschränkungen soll von deren Erfolg abhängen, heißt es aus dem Warschauer Ressort. Mit einem Lockern der Beschränkungen sei frühestens ab dem 12. Mai 2025 zu rechnen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die angeordneten Maßnahmen strikt befolgt würden. Nach Angaben des Ministeriums werden trotz der in Aussicht gestellten Beschränkungen der EU „keine Engpässe beim Handel mit Fleisch und Eiern auf dem Binnenmarkt erwartet“. Kritik aus der polnischen GeflügelindustrieScharfe Kritik an den drohenden Restriktionen kommt aus der polnischen Geflügelindustrie. Rund ein Dutzend Organisationen sowie Vertreter von über 100 weiteren mit der Branche verbundenen Unternehmen haben sich gegen die aus Brüssel drohenden Vorgaben gewandt. Auf besonderes Missfallen scheint der Plan zu stoßen, wonach kein Geflügel für mindestens 30 Tage nicht in von HPAI betroffene Gebiete verbracht werden darf. Polens Geflügelwirtschaft sorgt sich, dass die drohenden Einschränkungen zu einer monatelangen Stagnation der Geflügelproduktion führen könnten. Befürchtet wird ein Verlust von Absatzmärkten sowie von internationalen Kunden. Darüber hinaus bestehe beim Aushandeln aktueller Handelsabkommen etwa mit dem Mercosur oder der Ukraine die Gefahr, dass polnisches Geflügel vom EU-Markt verdrängt und durch minderwertigere Produkte aus Nicht-EU-Ländern ersetzt werde. Hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang Polens führende Rolle bei der EU-Geflügelfleischproduktion. Demnach wurden in Polen 2024 rund 3,5 Mio. Tonnen Geflügelfleisch produziert und ein „erheblicher Teil“ davon exportiert. |